Renaissance

Qualifikationen für die Sänger waren in der Renaissance ein genauer Rhythmus, saubere Tongebung, Ausdrucksfähigkeit und eine gute Naturstimme. Es war eine bessere Kontrolle über die Stimme möglich, da die Chorknaben meist mit den Lehrern zusammenwohnten.

Auch im 15. Jahrhundert fand die Stimmausbildung noch überwiegend mündlich statt. Der pädagogische Grundsatz der Renaissance war "Nachahmung und Übung". Gifolamo Diruta schrieb: "Man kann die Stimme nicht aufschreiben, deshalb muss man lernen, sie mit dem Ohr zu erfassen." Von Cerone stammt der Satz: "Der vollendete Sönger singt mehr mit dem Ohre als mit dem Mund."
Die Veranlagung zum Singen wurde als Grundvoraussetzung gesehen, man ging aber davon aus, sie durch Übungen verbessern zu können.

Conrad von Zabern kritisierte das anhängen eines h an den Vokal, singen durch die Nase, undeutliche Aussprache, das Herauspressen von Tönen, eine schlechte Körperhaltung und Grimassen beim Singen, Herauf- und Herunterziehen der Töne und das Singen hoher Töne aus voller Lunge.
Èr forderte, Kopf- und Bruststimme zu mischen, tiefe Töne aus voller Brust und hohe Töne zart zu singen und den Übergang ohne plötzlichen Wechsel zu gestalten - also genau umgekehrt als noch im Mittelalter.

Der gehauchte Stimmeinsatz war allgemein üblich. Es wurde auf Atemführung, aufrechte Haltung und Übungen vor den Mahlzeiten Wert gelegt. Später sollte auch voll intoniert werden, worüber es aber unterschiedliche Meinungen gab. Der Umfang der verschiedenen Stimmgattungen ist für uns heute nur noch bedingt feststellbar, da die notierte Musik mit Verzierungen erweitert wurde.

Außerdem entstand das Bewusstsein für eine gewisse Gesangshygiene. Cerone: "Wer das Wohl seines Körpers vernachlässigt, der muss notwendigerweise eine hässliche und verdorbene Stimme haben. Ärzte stellten fest, dass wenig Schlaf und Überanstrengungen den Körper, die Stimme und den Atem entkräften. Michael Praetorius empfahl deshalb Abreibungen und Spaziergänge am Nachmittag und Abend. Mersenne schreibt, durch sportliche Betätigung vor dem Essen werde die Stimme gestärkt.

Bestimmte Nahrungsmittel wurden bezüglich er Stimmpflege abgelehnt: Nüsse und saure so wie mit Zitrone zubereitete Nahrungsmittel. Wein durfte nur stark verdünnt getrunken werden. Kaiser Friedrich III ließ den Chorknaben in Nürnberg Wein und Bier zur Stimmförderung zu trinken geben, bei Heisekeit jedoch Fencheltee. Außerdem glaubte man an die fördernde Wirkung von rohem Knoblauch, Myrrhe und KOhl. Essig auf nüchternen Magen getrunken, sollte die Stimme robuster und heller machen.

Zur weiteren Unterstützung wurde geraten, nicht nach dem essen zu singen, und als beste Übungszeit den Vormittag zu nutzen (Tosi).

Giovanni Maffei, ein neapolitanicher Arzt und Sänger, riet überdies bei Heiserkeit zu folgendem Rezept:

"Man löse von vier trockenen Feigen die Haut ab, nehme 1/16 Unze Ackerminze und 1/24 Unze Gummi arabicum, stampfe alles in einem Mörser zusammen, mache Kügelchen daraus und behalte eines davon die Nacht hindurch, ein anderes den Tag über, im Munde."



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